Schaut man sich die Rankings an, bei welchen Unternehmen Absolventen gerne arbeiten wollen, stehen dort immer eher die großen, namhaften Firmen an erster Stelle. Eine Entscheidung zu Gunsten der großen Namen muss jedoch nicht immer richtig sein. Schauen wir uns mal die Vor- und Nachteile an.
Lieber viel reden beim Machen? Macher oder Stratege?
Während meiner Studienzeiten brachte mir einer unserer Dozenten Folgendes bei: Bist Du jemand, der nicht viel redet, sondern lieber machen will, dann bist Du im Konzern verloren.
Je größer ein Unternehmen ist, umso mehr Zeit muss ich für die eigene Positionierung im Unternehmen aufwenden. Nur weil ich gute Arbeit mache, steige ich noch lange nicht auf. Hier kommt es nicht nur auf die gute Leistung an, sondern auch darauf, wie ich mich im Unternehmen verkaufe. Ich muss die Leute in einem Konzern auf mich aufmerksam machen, also auch den Chef von meinem Chef.
Wenn ich also jemand bin, dem es schwer fällt, sich selber gut zu verkaufen und sich selber in den Mittelpunkt zu stellen, dann habe ich es nicht einfach.
Das ist in kleineren Unternehmen anders. Arbeite ich jeden Tag mit dem Unternehmer direkt zusammen, habe ich ganz andere Möglichkeiten auf mich aufmerksam zu machen. Nämlich durch gute Arbeit!
Darf’s etwas mehr sein – die Aufgabenvielfalt
In einem Konzern habe ich die Möglichkeit, viel Spezialwissen einzusammeln und mit namhaften Kunden und Lieferanten zusammenzuarbeiten. Das kann für die eigene Karriere und das Netzwerk durchaus interessant sein.
Wenn ich bei Google oder Facebook arbeite, gewinne ich eine Menge Know-how. Zudem zieht der Firmenname andere Menschen an, die gerne mit mir oder besser meinem Arbeitgeber zusammenarbeiten wollen. Ich kann also in dieser Phase mein Netzwerk sehr einfach und schnell erweitern. Wenn Sie Mitarbeiter z.B. der „Fischer Onlineberatung GmbH“ sind, dann sind die Leute nicht sooo scharf darauf, Sie kennenzulernen.
Die Aufgabenvielfalt ist im Konzern geringer als im Mittelstand. Meist lerne ich ein Thema sehr intensiv und gut kennen. Ich entwickle mich in einem großen Unternehmen also eher zum Spezialisten, während ich bei kleineren Unternehmen vielfältige Aufgaben übernehme. In kleineren Unternehmen werde ich eher zum Generalisten. Und für Generalisten sind die Jobmöglichkeiten naturgemäß größer als für Spezialisten.
In der Niederlassung niederlassen?
In Konzernen sind Netzwerker erforderlich, um Karriere zu machen. Menschen, die sich in Position bringen und durchbeißen. Im Konzern gilt mehr denn je: Klappern gehört zum Handwerk.
Und wer zu lange im Konzern war, der ist für den Mittelstand verloren. Da herrscht einfach ein anderer Takt vor als im kleineren Unternehmen. Der andere Weg – vom Mittelstand zum Konzern – ist trotzdem möglich.
Wenn große Unternehmen, dann sollte man immer die Niederlassungen bevorzugen. Wer nicht gleich die Vorstandsposition anstrebt, tut gut daran, die Zentrale zu meiden. Denn da ist die Bürokratie oft am schlimmsten. Der ehemalige Mercedes-Chef Schrempp nannte sein eigenes Headquarter damals „Bullshit Castle“. Sagt doch alles, oder?